BRG Dreihackengasse, Graz
Homöopathie ist eine der am häufigsten eingesetzten Methoden
der Alternativmedizin. Da sie grundsätzlich keinen Schaden
anrichtet, hat sie sich in der Alternativmedizin bewährt und ist
auch ein häufiger Bestandteil der schulmedizinischen Versorgung.
Dabei stellt sich die Frage, ob die Wirksamkeit nur aus dem Placebo-Effekt resultiert. Ein Placebo ist ein Scheinmedikament, welches keinen aktiven Wirkstoff enthält. Ist nun Homöopathie nur Schein oder lassen sich wirklich systematische Ergebnisse damit erzielen? Wie die Antwort darauf ausfällt, ist nicht nur für die Medizin entscheidend. Daran knüpfen sich auch Fragen nach dem ethisch guten Handeln der Ärzte wie der Wirtschaftstreibenden.
Laut Fisher (2015) ist das wichtigste Argument der KritikerInnen der Homöopathie, die von dem deutschen Physiker Samuel Hahnemann (1755–1843, s. Abb. 1) entwickelt wurde, dass diese nicht wirkt, weil sie überhaupt nicht wirken kann. Denn die Präparate werden meist so stark verdünnt („potenziert“), dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass überhaupt noch Wirkstoffe nachweisbar sind [1]. Ihm zufolge wird im kürzlich veröffentlichten Bericht des Australischen Rates für nationale Gesundheit und medizinische Forschung erwähnt, dass es keine Krankheit
gibt, bei der die Homöopathie zuverlässig wirken würde. Allerdings wird dieser Bericht häufig von AnhängerInnen der Homöopathie in Frage gestellt, indem sie den WissenschaftlerInnen des Rates vorwerfen, Studien, welche die Wirksamkeit von Homöopathika bereits bewiesen hätten, ohne
nachvollziehbare Begründung auszuschließen.
Ernst (2010) beschäftigte sich mit dem Placebo-Effekt im Zusammenhang mit homöopathischen Arzneien (Abb. 2). Vom Placebo-Effekt spricht er, wenn ein Patient ein nachweislich unwirksames Medikament einnimmt, dieses aber dennoch hilft, schlicht, weil der Patient daran glaubt. Wird jemand homöopathisch behandelt, so kann der Placebo-Effekt durch Sympathie und eine positive Einstellung des Therapeuten noch verstärkt werden [2].
Breidert & Hofbauer (2009) erwähnen darüber hinaus zusätzliche Faktoren für die Verstärkung des Placebos. So spielen die sogenannten „bedingten Reflexe“, welche von Pawlow definiert wurden, sowie die Erwartungshaltung des Patienten eine wichtige Rolle [3]. Die bedingten Reflexe entstehen durch die unbewusste Annahme eines Patienten, dass das
Medikament wirken wird. Diese unbewusste Annahme entsteht dadurch, dass bereits positive Erfahrungen mit Medikamenten im bisherigen Leben gemacht wurden [3].
Die Erwartungshaltung beschreibt die bewusste Annahme, dass sich eine Besserung einstellen soll, was beispielsweise durch Kommentare von Vertrauenspersonen erzeugt wird. Sogar der Preis, die Farbe und die Größe der einzunehmenden Tabletten spielen eine wichtige Rolle. Eine beruhigende Wirkung wird durch Farben wie Blau und Grün erzielt und eine stimulierende Wirkung durch Farben wie Rot, Gelb und Orange [3].
Bedacht werden muss auch, dass sich kranke Menschen sehr oft ohnedies erholen, die Erholung aber nicht auf ihre eigenen Abwehrkräfte, sondern auf das eingenommene Mittel zurückführen [2].
Homöopathische Arzneien können nun nachweislich keine pharmakologische Wirkung im Körper entfalten, wie das praktisch alle anderen Medikamente tun. Laut HomöopathInnen ist die Wirkung jedoch gar nicht pharmakologischer Natur, sondern beruht auf energetischen Prinzipien. Aufschluss über die tatsächliche Wirkung können Metastudien
geben, die die Daten aus einer Vielzahl klinischer Studien zusammenlegen
und statistisch überprüfen. Sowohl BefürworterInnen als auch GegnerInnen berufen sich auf diese Analysen, um ihre Position argumentativ zu stützen.
Behnke (2016) beschäftigte sich mit Metaanalysen, welche entweder eine negative oder unklare Tendenz für Homöopathie aufzeigen. Er ist der Meinung, dass die Unwirksamkeit der Homöopathika nur in jenen Metastudien nachweisbar ist, die zwischen 90 % und 95 % der Studien aufgrund fragwürdiger Ausschusskriterien nicht beachten [4].
Unserer Meinung nach beinhaltet der Artikel von Ernst (2010), in welchem er erwähnt, dass der Placebo-Effekt durch einen sympathischen Therapeuten mit einer positiven Einstellung gestärkt wird, eine plausible Erkenntnis.
Weiters gehen wir davon aus, dass der Placebo-Effekt stärker ist, wenn der zu Behandelnde die homöopathischen Mittel mit positiver Einstellung einnimmt. Dem Beispiel von Ernst, dem Patienten, wie es Homöopathen häufig zu tun scheinen, mit Sympathie zu begegnen und mit guter persönlicher Betreuung ein schulmedizinisches Arzneimittel anstelle eines homöopathischen zu verabreichen, stimmen wir zu, da der Behandelte somit von zwei Dingen profitiert: erstens von dem pharmakologischen Effekt des Medikaments und zweitens positiver Betreuung.
Darüber hinaus sollte der Arzt dazu im Stande sein zu entscheiden, ob er dem Kranken ein effektives Medikament oder ein rein homöopathisches Mittel verabreicht. Im Falle eines Krebspatienten sollte dem Kranken ein effektives Medikament verschrieben werden, da hier bei Verabreichung von Homöopathika Lebensgefahr bestehen könnte.
Man sollte also nicht auf eine Chemo-Therapie oder Weiteres verzichten. Hat ein Patient jedoch keine schwerwiegende Krankheit, so sollte der Mediziner abschätzen können, ob die Nebenwirkungen eines Medikamentes nicht negativere Auswirkungen auf den Patienten haben, als der Versuch, mit homöopathischen Mitteln zu arbeiten.
Für uns sind alle homöopathischen Mittel Placebos, da die Wirkung unseres Erachtens nur dann eintritt, wenn man eine dementsprechend positive Einstellung dazu hat und die nötige Sympathie für solche Mittel aufbringen kann. Zusätzlich ist der Grundsatz „Ähnliches durch Ähnliches heilen“ von Samuel Hahnemann für uns sehr fragwürdig, ebenso wie die Tatsache, dass alle homöopathischen Mittel so hoch potenziert werden, dass von dem Ausgangsstoff nichts mehr vorhanden ist.
Quellen
[1] Fisher, P. (2015). Should doctors recommend homeopathy? YES. British Medical Jounal; 351: 14-16.
[2] Ernst, E. (2010). Homöopathie. Wiener Medizinische Wochenschrift; 160: 256-258.
[3] Breidert, M. & Hofbauer, K. (2009). Placebo: Missverständnisse und Vorurteile. Deutsches Ärzteblatt; 109: 751-756.
[4] Behnke, J. (2016). Meta-Analysen in der klinischen Forschung zur Homöopathie. In: Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie (Hrsg.). Der aktuelle Stand der Forschung zur Homöopathie. Köthen. 33-41.
Abbildung 1: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hahnemann.jpg [25.3.2019]
Abbildung 2: By Ar291 – Self-photographed, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4466047 [25.3.2019]