BRG Leibnitz
Buntbarsche. Ein Schlagwort für jeden Amateuraquarianer. Viele Aquarianer träumen von einem eigenen, großen Buntbarschbecken in ihrem Wohnzimmer. Doch die Haltung und Zucht von diesen Fischen, die die Wissenschaft Cichliden nennt, stellt eine Herausforderung dar.
Vor der Anschaffung dieser Fische ist zu klären, welchen materiellen und zeitlichen Aufwand man zu leisten bereit ist, und ob diese anspruchsvollen Fische dem Niveau des Aquarianers entsprechen. Sollte man aber diese einzigartigen Lebewesen kennengelernt haben, werden sie einen ein Leben lang nicht mehr loslassen.
WELCHE ARTEN GIBT ES?
Grundsätzlich unterscheidet der Aquarianer zwischen afrikanischen und südamerikanischen Barschen. Die Südamerikaner stammen aus dem Amazonas und benötigen daher weiches Wasser, während die afrikanischen Barsche sehr hartes Wasser brauchen. Denn der Untergrund ihres Lebensumfelds, die zentralafrikanischen Seen, besteht aus Kalkgestein. Bei den afrikanischen Cichliden unterscheidet man Barsche aus dem Tanganjika und aus dem Malawisee, wobei die meisten Arten endemisch sind, also nur in einem eng umgrenzten Gebiet vorkommen.
WELCHES UMFELD WIRD VON IHNEN BENÖTIGT?
Südamerikanische Barsche brauchen eine gut strukturierte Umgebung mit Altholz und reichlich Pflanzenbewuchs. Afrikanische Barsche hingegen bevorzugen ein kahles und raues Umfeld, das kaum Pflanzen, sondern meistens nur Kalkgesteine und Sand beinhaltet. Doch die Fische sind bestens daran angepasst. So herrscht im Malawisee ein bewundernswertes ökologisches Gleichgewicht: Die Barsche ernähren sich ausschließlich von Algen, die auf den Kalkgesteinen wachsen. Die Nährstoffe für diese Algen liefern Möwen. So skurril dies klingen mag: Der Möwenkot bietet für die Algen die ideale Nährstoffgrundlage. Diese Pflanzen haben sich mit ihrer besonderen Wuchsform in diesen Gewässern durchgesetzt, denn andere Wasserpflanzen fallen oft dem Grabtrieb der Barsche zum Opfer. Barsche sind unermüdliche Bauarbeiter, was das Ausheben von Gruben betrifft. Der Untergrund wird in das Maul genommen und an einem anderen Ort wieder abgesetzt. Diese Verhaltensweise ist vor allem bei männlichen Tieren typisch, da sie sich eine Art „Residenz“ einrichten. Dies kann auch in den Aquarien leicht beobachtet werden. Daher müssen alle Einrichtungsgegenstände im Becken direkt auf den Gefäßboden gestellt werden, um ein Umkippen zu vermeiden.
WIE ZÜCHTE ICH ERFOLGREICH BARSCHE?
Afrikanische und südamerikanische Barsche kann man nicht zusammen halten. Denn die afrikanischen Barsche zeigen ein weitaus stärkeres Territorialverhalten als ihre amerikanischen Verwandten, was zu deren Verdrängung führt. Auch spielt die Wasserhärte eine große Rolle. Die Eier der Barsche besitzen eine semipermeable Membran, daher würden sie bei zu hartem oder zu weichem Wasser entweder aufquellen und platzen oder schrumpfen und verpilzen. Die meisten südamerikanischen Cichliden betreiben paternale Brutfürsorge. Das heißt, dass vor allem das Männchen den Laich bewacht. Bei den afrikanischen Barschen ist es genau umgekehrt. Anders als bei ihren südamerikanischen Verwandten werden die befruchteten Eier solange im Maul vor Fressfeinden geschützt, bis der Dottersack aufgebraucht ist und sie schlüpfen. Dann muss die Brut beginnen, selbst Nahrung zu suchen. Für eine erfolgreiche Zucht brauchen die Weibchen, nachdem sie die Eier in das Maul genommen haben, ein separates Becken, weil sie vom Männchen aus dem Territorium verwiesen werden. Denn nun sind sie für zirka drei Wochen nicht mehr fortpflanzungsbereit.
Die Männchen sind übrigens polygam, eine enge Bindung zwischen weiblichen und männlichen Tieren gibt es folglich nicht. Sobald die jungen Barsche aus dem Maul entlassen sind, muss man das Weibchen aus dem Becken fangen und die jungen Fischlein mit feinem Futter aufpeppeln. Je größer die Fische werden, desto mehr Wasservolumen ist gefragt. Wenn alles gut läuft, sind die Fische nach rund sechs Monaten ausgewachsen. Nun setzt der Züchter zwei oder drei Weibchen zu einem Männchen – und kann die anderen Fische verkaufen. Bei optimalen Bedingungen kann es durchaus sein, dass innerhalb von zwei Monaten bis zu sechzig Jungbarsche das Licht der Welt erblicken.
WARUM BIN ICH AQUARIANER UND GARTENTEICHBESITZER GEWORDEN?
Schon in frühen Jahren hat mich der Gartenteich meines Vaters magisch angezogen. Es dauerte daher nicht lange, bis der Bub auch seinen eigenen Teich bekam. Die Sucht hatte begonnen, und so wurde jedes Jahr eine kleine Veränderung vorgenommen – bis heute. Nun kümmere ich mich um sieben Gartenteiche und drei Aquarien. In den Aquarien schwimmen vorwiegend Buntbarsche, in den Gartenteichen tummeln sich unzählige Koi zwischen Goldfischen, Karpfen, Amuren, Schleien und anderen Fischen
. Schon mein Großvater war ein begeisterter Fischer. Leider konnte ich ihn nie kennenlernen, aber seine Fischerausrüstung interessierte mich schon immer. Eines Tages fuhr ich mit meinem Onkel, einem leidenschaftlichen Angler, ans Wasser. Als der erste Fisch gefangen war, wollte ich unbedingt einen eigenen Teich. Meine Fisch-Faszination hat mir im Freundeskreis allerdings eine Reihe einprägsamer Namen eingebracht, darunter „Fischkopf“, „Fischi“ und „Poglfisch.“
Abbildungen: Autor