BORG Eisenerz
Über 250 Arten dieser bunten Tiere gibt es im süd- und mittel-amerikanischen Regenwald [1]. Bekannt sind sie für ihre tödliche Giftigkeit – doch es gibt noch viel mehr über diese Frösche zu berichten.
Man könnte meinen, die Haltung von Pfeilgiftfröschen im Terrarium sei sehr gefährlich. Doch dies ist sie definitiv nicht. Die Frösche verlieren ihr Gift im Terrarium, da sie dafür bestimmte Nahrung brauchen (Termiten, Milben, Ameisen,…) [2]. Im Terrarium füttert man den Fröschen u.a. Fruchtfliegen, Springschwänze, Erbsen- und Weizenblattläuse und tropische Asseln.
VIELFALT IN GRÖSSE UND FARBE
Pfeilgiftfrösche erreichen Größen von 18 mm (Ranitomeya-Arten) bis zu 6 cm (z.B. Dendrobates tinctorius) (Abb. 1, 2). Die Tiere sind sehr variabel und bunt gefärbt. Von den knallgelben „schrecklichen Pfeilgiftfröschen“ Phyllobates terribilis über die bunt gefärbten Färberfrösche Dendrobates tinctorius gibt es Frösche in fast jeder denkbaren Farbzusammenstellung. Vor allem die kleinen Ranitomeya-Arten zeigen eine große Farbenvielfalt, obwohl sie nur wenige Millimeter groß sind.
REGENWALD IM TERRARIUM
Größere Arten der Gattung Phyllobates und Dendrobates leben größtenteils in der Strauchschicht des Regenwaldes, wohingegen Ranitomeya- und Oophaga-Arten hoch oben in epiphytisch wachsenden Bromelien wohnen. Pfeilgiftfrösche stellen besondere Ansprüche an ihr Terrarium. Eine Temperatur von 24 – 28 °C tagsüber und 20 – 24 °C nachts und eine relative Luftfeuchtigkeit von 70 – 90 % am Tag und annähernd 100 % in der Nacht sollten gegeben sein [3].
Die minimale Größe des Terrariums für ein Paar des Färberfrosches Dendrobates tinctorius sollte 50 x 50 x 50 cm (Länge x Breite x Höhe) betragen [3], der Zweipunkter-Frosch Ranitomeya imitator fühlt sich schon in einem Becken von 25 x 50 x 50 cm wohl. Terrarien können mit diversen Bromelien, Orchideen, Rankpflanzen, Farnen und Moosen bepflanzt und dadurch zu einem kleinen Schmuckstück im Wohnzimmer werden (Abb. 3). Es gibt einige sehr scheue Arten wie Dendrobates leucomelas, die man meistens nur bei der Fütterung ausgiebig beobachten kann, aber auch Arten, die man den ganzen Tag sehen kann. Dazu gehört Dendrobates tinctorius.
EIABLAGE AN LAND UND FÜRSORGLICHER VATER
Der Färberfrosch Dendrobates tinctorius lässt sich tatsächlich so gut beobachten, dass man sogar die Balz und die anschließende Eiablage im Wohnzimmer mitverfolgen kann. Bei der Balz rufen die Männchen. Der Ruf hört sich wie ein sehr leises, aber hohes Brummen an. Nach einiger Zeit nähert sich dann ein laichbereites Weibchen und beginnt, dem Männchen über den Rücken zu streicheln. Das Männchen springt jetzt auf der Suche nach einem Eiablageplatz an Land rufend durch das Terrarium und wird dabei vom Weibchen verfolgt.
Nach einiger Zeit legt das Weibchen den Laich ab und das Männchen besucht ab nun das Gelege jeden Tag, um es mit Wasser aus seiner Kloake zu befeuchten. Nach zwei bis drei Wochen schlüpfen die Kaulquappen. Wie lange die Entwicklung tatsächlich dauert, ist von der Temperatur abhängig. Im Durchschnitt schlüpfen Kaulquappen nach circa drei Wochen. Nach dem Schlüpfen setzt sich der Vater zwischen die Kaulquappen und diese schlängeln sich auf seinen Rücken und werden von ihm in eine Wasserpfütze transportiert, wo sie sich dann weiterentwickeln.
UMGANG MIT DEM GELEGE IN KÜNSTLICHER AUFZUCHT
Viele Froschzüchter entnehmen die Gelege nach der Eiablage (Abb. 4) und ziehen diese dann selber auf. Dies kann man etwa nach zwei Tagen machen und das Gelege auf eine Petrischale (Abb. 5) oder einfach auf den Deckel einer Chips-Dose geben. Dabei muss man unbedingt darauf achten, dass die dunkle Seite der Eier nach oben zeigt und die helle nach unten. Ansonsten würden die Eier absterben, vermutlich aus Sauerstoff mangel [4]. Zum Umdrehen verwendet man am besten einen stumpfen Löffel und dreht die Eier damit in der Gallerte. Sie sollten jetzt vom Wasser um-, aber nicht überspült werden. Um die Eier noch zusätzlich vor dem Austrocknen zu schützen, kann man sie auf ein feuchtes Wattepad legen.
Schon wenige Stunden nach der Eiablage ist die Furchung zu sehen. Nach fünf bis sechs Tagen kann man auch die Neurulation erkennen. Ab nun sieht man, wie sich aus dem Ei eine Kaulquappe entwickelt
. Die Kaulquappen bilden schon in der Gallerte äußere Kiemenbüschel, die nach ca. 16 – 17 Tagen verschwinden. Dabei ist auff ällig, dass immer zuerst die rechte Außenkieme verschwindet und erst danach die linke. Diese verwandeln sich jetzt in innere Kiemen, und das Schlüpfen der Kaulquappe steht kurz bevor.
WAS MACHT MAN MIT DER GESCHLÜPFTEN KAULQUAPPE?
Nach dem Schlüpfen wartet man, bis die Kaulquappe in der Petrischale zu schwimmen beginnt. Jetzt kann man sie in einen Becher mit einem geringen Wasserstand (2 cm) geben. Wenn die Kaulquappe koordiniert zu schwimmen beginnt, kann der Wasserstand schrittweise bis ca. 1 cm unter den Rand erhöht werden (Gesamtvolumen des Bechers: 250-500 ml). Als Wasser verwendet man am besten einen sogenannten „Quappentee“. Dieser sollte aus rund einem Drittel Erlenzapfenwasser – ihm wird eine fungizide, also pilzhemmende Wirkung nachgesagt – und zwei Dritteln Leitungswasser oder destilliertem Wasser bestehen. Die Wassertemperatur sollte zwischen 24 und 26 °C liegen [5]. Nun werden die Kaulquappen täglich mit Fischfutter oder selbst gemachtem Futter aus gemahlenen Blütenpollen, Algen, Laub, Brennnesseln, Krebstieren etc. gefüttert. Je nach Wasser- und Futterqualität sollte spätestens nach zwei Wochen ein Wasserwechsel erfolgen. Man gibt den Kaulquappen immer so viel, wie sie bis zur nächsten Fütterung fressen können.
Die Larven der meisten Arten sollten einzeln aufgezogen werden, da sie kannibalisch veranlagt sind. Bei Phyllobates– und Epipedobates-Arten kann man die Quappen aber auch in Gruppen aufziehen. Zieht man die Kaulquappen in größeren Behältern, wachsen sie oft besser und werden größer. Trotzdem verwendet man in der Regel einen Becher mit einem Volumen von 250 ml bis 500 ml pro Kaulquappe, und nicht für jede einen Behälter mit 1500 ml Volumen, da hierfür der Platzbedarf zu groß wäre. Man kann zudem davon ausgehen, dass man bei einem gut harmonierenden Pärchen bis zu 100 Eier pro Legesaison hat. Natürlich sind auch Frösche, die in den kleineren Behältern großgezogen werden, gesund und fit. Nach rund sechs Wochen beginnen sich die Hinterbeine zu entwickeln. Diese wachsen ab jetzt merkbar. Nach rund 55 Tagen sind die Vorderbeine schon in den Hauttaschen zu erkennen und auch die ersten gelben Flecken sind auf der Haut zu entdecken. Von nun an wird die Färbung immer deutlicher und nach 8 bis 10 Wochen brechen die Vorderbeine durch. Nun sollten die Kaulquappen in einen Behälter mit einem leicht ansteigenden Ufer gegeben werden, sodass die Kaulquappen bei vollständiger Resorption des Schwanzes problemlos an Land gehen können. Während der Resorption müssen die Kaulquappen auch nicht mehr gefüttert werden.
DAS LEBEN AN LAND
Wenn die kleinen Frösche an Land gegangen sind, bezeichnet man sie als „Landgänger“ (Abb. 6). Diese sollten jetzt täglich mit Springschwänzen und kleinen Fruchtfliegen gefüttert werden. Im Terrarium ist eine ausreichende Futterdichte sehr wichtig, da die Frösche jetzt sehr viel zum Fressen benötigen. Nach ca. drei Monaten sind die kleinen Frösche rund zwei bis drei Zentimeter groß und können nun an interessierte Hobby-Halter weiterverkauft werden.
ANSCHAFFUNG
Wenn man sich tatsächlich dazu entscheidet, Pfeilgiftfrösche zu Hause zu halten, muss man sich vorher intensiv in die Thematik einlesen. Die Möglichkeiten dazu bieten diverse Online-Foren (z.B.: www.froschportal.at), verschiedene Webseiten und zahlreiche Bücher (z.B.: Henkel & Schmidt: Praxisratgeber Pfeilgiftfrösche). Foren und Webseiten basieren meistens auf Erfahrungsberichten. Dadurch können immer wieder andere Meinungen auftauchen. Man kann sich außerdem die Anlagen von Pfeilgiftfrosch-Haltern anschauen, wodurch man ebenfalls sehr viel lernen kann.
Wenn man jetzt noch immer fest davon überzeugt ist, sich diese Tiere, die durchaus bis zu 15 Jahre alt werden können, zu kaufen, holt man sie am besten direkt bei einem seriösen Froschzüchter ab. Zu Beginn kauft man sich meistens ein paar Jungtiere, deren Geschlecht nicht bestimmt werden kann, um später ein Paar auszuwählen. Männchen erkennt man daran, dass sie ausgewachsen immer kleiner als die Weibchen bleiben und nach der Geschlechtsreife zu rufen beginnen. Außerdem haben Männchen der Dendrobates-Arten herzförmige Zehen. Alles in allem lässt sich sagen, dass die Zucht von Pfeilgiftfröschen durchaus einiges an Arbeit mit sich bringt. Wenn man aber tatsächlich so vielfältige Naturphänomene im eigenen Wohnzimmer beobachten kann, ist das wirklich fantastisch.
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Quellen [1] Lötters, S., u.a. (2007). Pfeilgiftfrösche. Biologie, Haltung, Arten. Frankfurt am Main: Edition Chimaira, (S. 19). [2] Mebs, D. (2008). Die Gifte der Dendrobatiden. In: Schmidt, W., Henkel, F.W. (Hrsg.): Praxisratgeber Pfeilgiftfrösche. 2., korrigierte Aufl age. Frankfurt am Main: Edition Chimaira, S. 146ff . [3] Keller, G., Schneider, E.- G. (2010). Ihr Hobby Pfeilgiftfrösche. 2. Aufl age. Stuttgart (Hohenheim): bede bei Ulmer, S. 24ff . [4] Schmidt, W., Henkel, F. W. (2008). Praxisratgeber Pfeilgiftfrösche. 2., korrigierte Aufl age. Frankfurt am Main: Edition Chimaira, S. 66. [5] Wagner, D. (2008). Der Färberfrosch Dendrobates tinctorius. Münster: Natur und Tier-Verlag, S. 53.