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Warum Frauen anders sind

04/03/2012Young Science2012-1Befruchtung, Biologie, Paarung, Verhalten, ZoologieKommentare deaktiviert für Warum Frauen anders sind Befruchtung, Biologie, Paarung, Verhalten, Zoologie

Florian Alexander Wenzl

Akademisches Gymnasium Graz

Verhaltensforschung. Über die Hintergründe des versteckten Eisprungs.

Viele Tierweibchen zeigen während ihrer empfängnisbereiten Zeit auffällige Veränderungen. Beispielsweise sondern sie oft  deutliche Gerüche ab, die dem anderen Geschlecht ihre Paarungsbereitschaft signalisieren. Das hat bei verschiedenen  Tierarten unterschiedliche Bezeichnungen: eine Hündin ist läufig, eine Katze rollig, eine Stute rossig. Aus dem Blickwinkel  der Evolution erhöht dies die Chance, möglichst viele Nachkommen zu zeugen. Warum ist dies nicht bei allen Tierarten derart  ausgeprägt? Bei Menschenfrauen spricht man gar von einem „versteckten“ – also für den Mann nicht merkbaren –  Eisprung. Der Nachteil liegt auf der Hand: Die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung pro Geschlechtsakt sinkt. Es gibt mehrere Theorien, die zu erklären versuchen, welche Vorteile der versteckte Eisprung haben könnte:

Die Investitionshypothese geht davon aus, dass es auf Grund der Unkenntnis der fruchtbaren Phasen der Weibchen zu einer  Änderung in der Paarungsstrategie der Männchen kam. Weil das Männchen nicht weiß, wann ein Weibchen fruchtbar ist,  bleibt es über längere Zeit bei einer bestimmten Partnerin. Die beiden haben so immer wieder Geschlechtsverkehr, was zu  einem emotionalen Bund zwischen ihnen führt
. Für die Aufzucht des gemeinsamen Nachwuchses ist dies von Vorteil, da es  ein auf sich allein gestelltes Weibchen viel schwerer hat, ihr Kind ins fortpflanzungsfähige Alter zu bringen. Die Männchen  sind gezwungen, sich mehr in die Aufzucht des Nachwuchses einzubringen. Evolutionsbiologisch ausgedrückt heißt das: Sie müssen mehr in den Nachwuchs „investieren.“

Eine weitere Hypothese ist die des verringerten Kindsmordes. Das Prinzip dahinter ist das Verschleiern der Vaterschaft.  Verkehrt ein Weibchen mit mehreren Männern, ist es durchaus vorteilhaft, diese über ihre Vaterschaft im Unklaren zu lassen. Denn Männchen, die es nicht geschafft haben, das Weibchen zu befruchten und damit ihre Gene weiterzugeben, könnten die  Kinder ihrer Konkurrenten umbringen wollen, um das Weibchen wieder fortpflanzungswillig zu machen. Das ist  beispielsweise bei Gorillas keineswegs unüblich. Bei Tieren mit verstecktem Eisprung weiß aber niemand genau, wer der Vater ist. Das hat zur Folge, dass die Geschlechtspartner des Weibchens das Kind nicht umbringen, da es ihr eigenes sein könnte.

Celebes Crested Macaque

Abb. 1: Auch die Farbe kann Fortpflanzungsbereitschaft signalisieren.

Die Hypothese der sozialen Bunde besagt, dass sich der versteckte Eisprung bei Menschenfrauen entwickelt hat, um die Aggressionen zwischen konkurrierenden Männern während der Paarungszeit zu hemmen. Das fördert das Zusammenleben innerhalb einer Gruppe und bringt auch Vorteile für das Weibchen und ihren Nachwuchs mit sich.

Eine zunächst  überraschende Erklärung liefert die Hypothese des betrogenen Ehemanns. Die Idee dahinter ist, dass Weibchen mit verstecktem Eisprung im Laufe der Evolution folgenden Vorteil hatten: Sie konnten sich während ihrer fruchtbaren Zeit mit Partnern mit vorteilhaften Genen paaren und während ihrer viel längeren unfruchtbaren Phase mit  Partnern, die evolutiv nachteilige Gene trugen. Der Nachwuchs bekommt auf diese Weise die vorteilhafteren Gene vererbt, die aus dem Seitensprung resultieren. Trotzdem kümmert sich der betrogene Partner um ihn, da er davon ausgeht, selbst der  Vater zu sein. Schließlich war er es, der die meiste Zeit mit der Mutter verkehrt hat.

Manche glauben, der versteckte Eisprung  sei ein Nebeneffekt des aufrechten Ganges. Laut dieser Theorie rückten durch die Entwicklung des aufrechten Ganges die weiblichen Genitalien aus dem Blickfeld der Männchen. Das Anschwellen der  Genitalien während der fruchtbaren Phase verlor damit an Bedeutung und unterblieb letztlich ganz.

Eine plausibler  erscheinende Hypothese ist die der verbesserten weiblichen Partnerwahl. Ihr zufolge liegt der Vorteil des versteckten Eisprungs darin, dass es in der Regel erst nach wiederholtem Geschlechtsverkehr zur Befruchtung kommt.  Somit hat ein Weibchen mehr Möglichkeiten, ihren Partner zu wählen, da sie mit Männchen verkehren kann, ohne davon zwangsläufig schwanger zu werden. Welche dieser Mechanismen, ob einzeln oder in Kombination, letztlich zur Entwicklung des versteckten Eisprungs geführt haben, ist unbekannt. Zudem können manche Männer laut Ergebnissen einer finnischen Arbeitsgruppe am Körpergeruch einer Frau zumindest erahnen, ob sie sich in ihren fruchtbaren Tagen befindet. Dann riecht sie für männliche Nasen besonders attraktiv. Möglicherweise stellt dies die Theorie des versteckten Eisprungs in Frage. Hier  sind weitere Untersuchungen notwendig, da die Versuchsgruppe der finnischen Studie recht klein war.

Doch auch wenn die  Theorie bestätigt wird: Die ursprünglichen Effekte des versteckten Eisprungs wurden von der modernen  Medizin durch Maßnahmen wie Empfängnisverhütung, künstliche Befruchtung und Vaterschaftstests teilweise außer Kraft gesetzt.

Abbildung: D. Kandasamy

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