Sacré Coeur, Graz
Alzheimer bekommt in unserer Gesellschaft immer mehr Bedeutung. Auch Autoren widmen ihre Bücher diesem Thema, beispielsweise Arno Geiger mit seinem Werk „Der alte König in seinem Exil“. Darin beschreibt er das Leben mit seinem an Alzheimer erkrankten Vater und schildert den Verlauf dieser Krankheit und dessen Charakterveränderungen (Geiger 2012).
Laut einer eigenen Befragung, die im Mai 2013 an 35 SchülerInnen des Sacré Coeur Gymnasiums Graz aus der 6. und 10. Jahrgangsstufe durchgeführt wurde, sind viele Familien davon betroffen Doch wie entwickelt sich diese Krankheit, wie verläuft sie? Kann man Alzheimer heilen? Die beiden Grafiken (Abb. 2, 3) zeigen, dass Alzheimer in mehr als einem Viertel der Familien der befragten Jugendlichen vorkommt. Meistens tritt diese Krankheit bei Personen zwischen 80 und 90 Jahren auf. Es gibt jedoch einige Fälle, in denen die Betroffenen erst 70 Jahre alt sind. Von den SchülerInnen der 6. Jahrgangsstufe wissen weniger, ob jemand aus ihrer Familie von dieser Krankheit betroffen ist. Vielleicht haben sie aber von dieser Krankheit noch nicht so viel gehört. Hingegen hatten sich SchülerInnen der 10. Jahrgangsstufe mit diesem Thema in der Schule schon auseinandergesetzt und konnten daher besser beurteilen, ob jemand in ihrer Familie davon betroffen ist.
Alzheimer wird in vier verschiedene Stadien eingeteilt, welche sich in der Art und Intensität der Beschwerden unterscheiden. In der Vorstufe, dem Minimal Cognitive Impairment (MCI), liegt eine leichte kognitive Störung vor. Davon spricht man, wenn die Einschränkung des Gedächtnisses stärker ausgeprägt ist als bei einer normalen Altersvergesslichkeit. Diese Störungen können von anderen Menschen wahrgenommen und in Tests bestätigt werden. In der Magnetresonanztomographie erkennt man eine leichte Abnahme der Hirnsubstanz. Das MCI führt noch nicht zu Beeinträchtigungen im Alltag. Jedoch wird man ein bis zwei Jahre danach an Demenz erkranken, da sich die Krankheit weiterentwickelt und immer schlimmer wird. Eine Therapie mit Medikamenten wird aber zu diesem Zeitpunkt meist nicht empfohlen, da die Beeinträchtigungen noch nicht so verheerend, die Nebenwirkungen der Medikamente jedoch sehr stark sind (Demel u.a., 2012).
Wenn sich der Zustand der an Alzheimer erkrankten Person verschlechtert, kommt sie in das erste Stadium. In dieser Phase ist das Kurzzeitgedächtnis geschädigt. Die Betroffenen vergessen ihren Namen, machen bereits Erledigtes noch einmal, wiederholen sich und fragen die gleichen Dinge. Es fällt ihnen schwer, die richtigen Worte zu finden. Die gesprochenen Sätze werden länger, im Gespräch verlieren sie oft den Faden aufgrund von mangelnder Konzentration. Auch Orientierungsschwierigkeiten treten auf, und das Angeben von Uhrzeit und Datum fällt ihnen sehr schwer. Sie ziehen oft falsche Schlüsse aus einer Situation und reagieren dann unangemessen. Geld und Erinnerungsstücke verlieren für sie an Bedeutung. Sie bemerken den Zustand sehr wohl, aber reagieren darauf mit Angst, Beschämung und Wut (Demel u.a., 2012).
Dann kommt das zweite Stadium, in dem die an Alzheimer Erkrankten verstärkt Unterstützung durch andere Personen benötigen. Die Ausübung ihres Berufes ist unmöglich, und es folgen vermehrt Einschränkungen im Alltag. Sie vergessen selbst die Namen gut bekannter Personen. Körperpflege, Ankleiden und Nahrungsaufnahme werden zu Hürden. Die örtliche und zeitliche Orientierung verschwinden, so finden sie sich nicht einmal in ihrer eigenen Wohnung zurecht. Sie vermischen die Gegenwart mit der Vergangenheit. Der Tag-Nacht-Rhythmus geht verloren. Sinneseindrücke werden falsch interpretiert, deshalb kommt es auch zu Halluzinationen. Der schwindende Geschmackssinn führt zum Appetitverlust. Zarte Berührungen können schon als schmerzhaft empfunden werden. Weitere Anzeichen können Teilnahms- und Rastlosigkeit sein. Häufig treten auch Stimmungswechsel ein (Demel u.a., 2012).
Im drittem und letzten Stadium sind die Patienten völlig auf fremde Hilfe und Pflege angewiesen. Ihr Wortschatz ist stark eingeschränkt, eine Kontaktaufnahme schwer möglich, dennoch reagieren sie positiv auf Stimmen oder Berührungen. Es kommt zu Ausfällen der Körperkontrolle, deshalb wird das Gehen und Stehen unmöglich. Die Kontrolle über Blase und Darm geht verloren sowie die Fähigkeit zu schlucken. All diese Anzeichen machen die PatientInnen bettlägerig und anfällig für Infektionen (Demel u.a., 2012).
Für die Familie und Freunde ist die Betreuung an Alzheimer Erkrankter eine große Herausforderung und viel Arbeit, denn sie müssen immer für diese Personen da sein. Für Hobbies gibt es wenig Zeit, der ganze Alltag wird beeinflusst. Wenn die Versorgung innerhalb der Familie nicht mehr zu schaffen ist, kann zusätzliche Hilfe von außen in Anspruch genommen werden, z.B. von der Heimhilfe oder der Caritas, die übrigens jedes Jahr einen Welt-Alzheimertag veranstaltet.
Derzeit sind noch keine wirksamen Behandlungen für diese Krankheit bekannt. Alzheimererkrankungen sind aber eine der größten medizinischen-, gesundheits- und sozialpolitischen Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte. Aktuell geht man von 91.000 ÖsterreicherInnen mit Demenz aus. 2050 soll diese Zahl auf bis zu 234.000 Betroffenen steigen. Daher suchen weltweit viele Forschungsgruppen nach Wirkstoffen und Behandlungsmethoden (Österreichische Alzheimergesellschaft). So haben WissenschaftlerInnen an der Medizinischen Universität Graz herausgefunden, wie man Medikamente gegen Alzheimer besser aufnehmen kann und welche molekularen Mechanismen es gibt, die helfen könnten, Alzheimer zu bekämpfen. Auch die Österreichische Alzheimer Gesellschaft (ÖAG) hat ein Projekt gestartet namens Prodem Austria. Diese Organisation will eine Biobank für Demenzerkrankungen aufbauen, um Informationen über genetische Mutationen und Risikofaktoren der Demenzkranken zu sammeln und damit eine Grundlage für neue Behandlungsansätze zu bekommen. So besteht die Hoffnung, dass ein Medikament gefunden wird, welches Alzheimer bekämpft (Österreichische Alzheimergesellschaft).
Hintergrund
Alzheimer ist eine Erkrankung des Gehirns, bei der Fähigkeiten des Merkens verloren gehen, bis dahin, dass diese Menschen (>70 Jahre) pflegebedürftig werden. 1906 hat der Neuropathologe und Psychiater Alois Alzheimer zum ersten Mal die Symptome dieser Krankheit erforscht. Dabei beginnen Gehirnzellen aus einem ungeklärten Grund abzusterben. Diese Bruchstücke können dann nicht richtig abgebaut werden und bilden mit anderen Eiweißstoffen Ablagerungen im Gehirn (Alzheimer-Fibrillen). Es kommt dabei zu einem Schrumpfen der Hirnmasse sowie zu einer Verringerung der Konzentration und der Anzahl der Nervenbindungen. Sozusagen sterben Nervenzellen ab, welche nicht mehr nachproduziert werden können. Oft wird diese Krankheit durch das Down-Syndrom, chronischen Stress oder Diabetes mellitus hervorgerufen oder wenn man in der Vergangenheit eine Schilddrüsenerkrankung hatte bzw. an Depressionen erkrankt ist. Es gibt aber viele Ursachen, die nicht mit einer Krankheit zu tun haben müssen (Wikipedia; Demel u.a., 2012).
Abbildungen:
Abb. 1: https://netzakrobat.files.wordpress.com/2012/12/fragezeichen-maennchen-line.png
Abb 2, 3: Autorin
Artikel als PDF (598 KB)Quellen
Quellen • Dr. med. Lisa Demel, Jochen Niehaus & Ilse Kryspin-Exner (2012). Alzheimer (Demenz vom Alzheimer-Typ, Morbus Alzheimer). http://www.netdoktor.at/krankheiten/fakta /neu/alzheimer.shtml [Zugriff: 4.5.2013] • Arno Geiger (2012): „Der alte König in seinem Exil“. Deutscher Taschenbuchverlag, München • Österreichische Alzheimergesellschaft: Prodem Austria. • http://www.alzheimergesellschaft.at/index.php?id=27 [Zugriff: 28.8.2014] • Wikipedia: Alzheimer. http://de.wikipedia.org/wiki/Alzheimer-Krankheit [Zugriff:12.6.2013]