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Es war in den frühen 1960er-Jahren: Der niederländische Astronom Maarten Schmidt begann mit der Erforschung der Quasare (Abb. 1), die auch noch nach heutigem Wissensstand zu den energiereichsten Objekten des ganzen Universums zählen. Was Maarten Schmidt da entdeckte, wie er das machte und auf welchem Stand die aktuelle Forschung ist, werdet Ihr auf den nächsten Seiten erfahren.
Eine faszinierende sowie unvorstellbare Tatsache vorweg: Die Umwandlung von Materie in Energie von einem Quasar wird auf 20 Prozent geschätzt. Ein unglaublich großer Betrag, denn im Vergleich dazu ist es bei der Kernfusion „nur“ ein Prozent. Quasare würden demnach zwei Billionen Mal mehr Energie als unsere Sonne ins All strahlen [1,2]. Es gibt ungewöhnlich helle galaktische Zentren; diese werden als aktive galaktische Kerne bezeichnet (Kurzform AGN: active galactic nuclei). Die hellsten dieser aktiven galaktischen Kerne heißen Quasare (Abb. 2). Ihre Leuchtkraft übertrifft diejenige unserer Sonne milliarden- bis billionenfach. Sie sehen punktförmig wie Sterne aus, weil sie deutlich heller als ihre Umgebung sind. Davon kommt auch ihr Name: quasistellare Radioquellen, kurz Quasare. Quasare werden Galaxien zugeordnet, die meist mehrere Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt sind. Weiterhin gehen Astronomen davon aus, dass sich im Zentrum eines Quasars ein supermassereiches Schwarzes Loch befindet. Supermassereich bedeutet, dass das Schwarze Loch millionen- bis milliardenfach schwerer ist als unsere Sonne. Dieses soll für die Leuchtkraft des Quasars verantwortlich sein, was eigenartig klingen mag, da Schwarze Löcher selbst kein Licht ausstrahlen. Man kann nur aus der Art und Weise, wie sie die Umgebung beeinflussen, auf ihre Existenz schließen [1,2].
Schwarze Löcher nehmen ständig an Masse zu, sogar ein paar Sonnenmassen pro Jahr, weil Materie aus der umgebenden Galaxie durch die Gravitation des Schwarzen Loches angezogen wird. Diesen Vorgang nennt man Akkretion. Die einfallende Materie hat wie jeder Körper im Universum einen gewissen Drehimpuls und kann deswegen nicht direkt ins Schwarze Loch fallen [3]. Es bildet sich eine sogenannte Akkretionsscheibe, die um das zentrale schwarze Loch rotiert (Abb. 3). Eine Akkretionsscheibe ist eine Scheibe, die aus atomarem Gas und Staub besteht und Materie in Richtung Zentrum transportiert. Durch die Reibung der Teilchen der Materie wird das Material in der Scheibe aufgeheizt und die Materie nähert sich auf einer immer schneller rotierenden Bahn dem Objekt. Dadurch kann die Materie in den Ereignishorizont des Schwarzen Loches stürzen – ab dieser Grenze kann ein Objekt einem Schwarzen Loch nicht mehr entkommen [4].
Quasare senden Strahlung in allen Wellenlängenbereichen aus: Radiostrahlung, sichtbares Licht und Röntgenstrahlung. Für die optische Strahlung ist hauptsächlich die Akkretionsscheibe verantwortlich, die sich durch Rotation erhitzt. Durch diese Strahlung heizen sich zugleich Gaswolken auf, die wiederum strahlen. Aber eigentlich sollte dem Namen „Quasar“ entsprechend vor allem Radiostrahlung gesendet werden.
Wie diese Radiostrahlung entsteht, ist ein komplexes Rätsel für Astrophysiker. Fest steht, dass kosmische Jets ein Bestandteil von Quasaren sind. Dies sind Plasmastrahlen, die vom Zentrum aus in zwei entgegengesetzte Richtungen mit einer Ausdehnung von Zehntausenden Lichtjahren eine starke Strahlung vor allem im Bereich der Radiowellen aussenden (Abb. 4) [5-8].
Die Energie für die starke Leuchtkraft der Quasare entsteht durch das „Verschlucken“ der Materie, die in das supermassereiche Schwarze Loch fällt. Dabei wird die potenzielle Energie der Materie in kinetische Energie der einströmenden Teilchen umgewandelt. Aufgrund der Stöße zwischen den Teilchen wird aus der kinetischen Energie thermische Energie erzeugt. Diese ist die Ursache der intensiven Strahlung, die beobachtet werden kann. Damit diese Energiemenge freigesetzt werden kann, muss pro Jahr mehr als eine Sonnenmasse an Materie die Akkretionsscheibe durchqueren und im Schwarzen Loch landen [2].
Die Grundlage für die Entstehung von Quasaren selbst ist die Verschmelzung zweier Galaxien. Dies wird als galaktischer „Kannibalismus“ bezeichnet. Dabei nähert sich eine Galaxie einer anderen und umkreist sie. Die Umkreisungen werden immer enger, bis schließlich beide Galaxien nach mehreren 100 Millionen Jahren miteinander verschmelzen. Aber nach der Verschmelzung der Galaxien dauert es wieder etwa 100 Millionen Jahre, bis der Quasar sichtbar wird. Zu Beginn ist er nämlich in einer Staubwolke verhüllt. Wenn der Quasar mit seinen Strahlen die Wolke durchbrochen hat, strahlt er noch einmal genauso lang sichtbar (Abb. 5) [9].
Maarten Schmidt entdeckte Quasare, während er sich mit der Identifikation von kosmischen Radioquellen beschäftigte, also Objekten, die elektromagnetische Strahlung aussenden [10]. Für Schmidt sahen die Radioquellen im optischen Teleskop blau und sternförmig aus. Er stieß jedoch auf eine Radioquelle mit der Bezeichnung 3C273, die auch wie ein blauer Stern aussah, aber mit starken Emissionslinien bei Wellenlängen, die scheinbar keinem bekannten Element zuzuordnen waren. Um Emissionslinien erklären zu können, muss man Folgendes wissen: Astronomische Objekte untersucht man durch Zerlegung der von ihnen ausgesandten Strahlung in Spektren. Jedes chemische Element erzeugt durch diese Emissionslinien ein spezifisches Spektrum. Diese hellen Linien im Spektrum entstehen folgendermaßen: Die Elektronen eines Atoms springen bei Energiezufuhr auf höhere Energieniveaus, nach gewisser Zeit fallen sie auf ihr altes Energieniveau zurück und geben dabei Energie in Form von Strahlung ab. Diese Energie kam man mit Spektrometern messen.
Nach monatelanger Verwirrung, da er die Emissionslinien nicht zuordnen konnte, kam Maarten Schmidt zur Erkenntnis, dass die Emissionslinien, welche eine sehr hohe kosmologische Rotverschiebung aufwiesen, von ganz normalem Wasserstoff hervorgerufen wurden (Abb. 6: Hδ, Hγ und Hβ stehen für Hydrogen = Wasserstoff). Er konnte damit zusammen mit dem Hubble’schen Gesetz den Energielevel von 3C273 berechnen. Sein Ergebnis lautete: Die Leuchtkraft beträgt mehr als das Billionenfache der Sonnenleuchtkraft. Somit war dieses Weltraumobjekt ein extragalaktisches Objekt [1,11,12].
Bis heute wurden mehrere tausend Quasare entdeckt.Als hellster Quasar gilt immer noch der, den Schmidt entdeckt hatte: 3C273. 2012 haben Astronomen einen energiereicheren Quasar entdeckt. Er strahlt zwei Billionen Mal mehr Energie als unsere Sonne bzw. hundertmal mehr Energie aus als die gesamte Milchstraße. Es handelt sich um einen Quasar mit der Bezeichnung SDSS J1106+1939 aus dem Sternbild Löwe.
Die beiden Forscher Yue Shen und Luis Ho haben im Jahr 2014 ein vereinheitlichtes Schema für Quasare entwickelt. Sie untersuchten 20.000 Quasare und endeckten, dass sich die vielfältigen Erscheinungsformen der Quasare auf nur zwei physikalische Parameter zurückzuführen lassen: Das Verhältnis des Materieeinfalls in das supermassereiche schwarze Loch zur Strahlung, auch als Eddington-Verhältnis bezeichnet, und die Orientierung des Schwarzen Lochs relativ zur Erde [8]. In Abb. 7 sind die Orientierung und das Eddington-Verhältnis an den beiden Achsen aufgetragen. Jeder Punkt steht für einen Quasar. Die Farbe steht für das Intensitätsverhältnis zwischen zwei Emissionslinien im Quasarspektrum. Punkte gleicher Farbe liegen in dem Diagramm auf einer Linie. Abschließend ist zu betonen, dass die Forschung wegen der großen Entfernung der Quasare noch viele offene Fragen aufwirft.
Durch die Entdeckung des Rekord-Quasars im Sternbild des Löwen und den hochaktuellen Forschungsergebnissen von Yue Shen und Luis Ho könnte es jedoch sein, dass in Zukunft weitere Ergebnisse in der Quasarforschung erzielt werden – vielleicht dient dieser Artikel ja auch dazu, neue Forscher in dieses Gebiet zu locken.
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Quellen [1] Faustmann, C. (2008). Schwarze Löcher – Rätselhafte Phänomene im Weltall. Seifert Verlag, S. 95-96. [2] Lesch, H., u.a. (Hrsg.) (2009). Astronomie. Die kosmische Perspektive. Pearson Studium, S. 941-942 [3] Busch, C. Quasare und supermassive schwarze Löcher. http://www.space-agents.de/modules.php?name=MenuContent&pa=showpage&-cid=12&pid=25&page=5 [22.02.2015] [4] Müller, A. Astro Lexikon A 2. Die Akkretionsscheibe. http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_a02.html#akk [22.02.2015] [5] Kasper, W. Quasar. http://abenteuer-universum.de/galaxien/quasar.html [22.02.2015] [6] Flacke, H. Aktueller Forschungsschwerpunkt: Jets in Galaxien – Mächtige Kosmische Plasmabeschleuniger. http://www.mpifr- bonn.mpg.de/435365/Jets-in-AGN.pdf [11.9.2014] [7] Deiters, S. Was kosmische Jets zum Leuchten bringt. http://www.astronews.com/news/artikel/2006/06/0606-014.shtml [22.02.2015] [8] Kayser, R. Vereinheitlichendes Schema für Quasare. http://www.pro-physik.de/details/news/6602651/Einheitliches_Rezept_fuer_Quasare.html [22.05.2015] [9] Dreissigacker, O. Quasare mit Tarnkappe – Aktive Galaktische Kerne. http://www.spektrum.de/news/quasare-mit-tarnkappe/1026158 [22.02.2015] [10] Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg (2000). Radioquellen. http://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/radioquellen/13127 [21.02.2015] [11] www.spektrum.de/lexikon/astronomie/quasar/382&_druck=1 [12] Kasper, W. (o.D.) Spektralanalyse: Emissionslinien. http://abenteuer-universum.de/diverses/spektana.html [22.02.2015]